Kapitel 3.2 - Reiseblog - Zwischen Angst und Aufbruch – meine ersten Schritte nach Thailand



Heute ging es los. Und irgendwie fühlte es sich an, als hätte der Tag mich schon in der Nacht davor auf die Probe gestellt. Ich bin mehrfach schweißgebadet aufgewacht, musste immer wieder aufstehen, mein Körper im Alarmzustand, lange bevor irgendetwas passiert war. Allein der Gedanke daran, ein Flugzeug zu betreten, reicht manchmal aus, um meinen Schlaf in Scherben zu legen.

Um 7:30 Uhr war die Nacht endgültig vorbei. Kein Zurück, kein „nur noch fünf Minuten“. Nur Aufstehen, Atmen, Funktionieren. Genau wie jeden Tag – und doch war heute alles anders. Veränderungen sind für mich immer noch eine zu große Welle. Alles, was nicht nach 08/15 aussieht, alles, was Flexibilität oder inneren Mut verlangt, bringt meinen Körper zum Flackern. Und genauso fühlt es sich an: ein Flackern in der Brust, im Hals, in den Gedanken. Ich bin erkältet, habe Halsschmerzen und Schnupfen. Die meisten würden es auf den Winter schieben. Ich kenne jedoch die Sprache meines Körpers – und sie spricht sehr klar, wenn die Angst zu laut wird. Manchmal bin ich ihr einfach ausgeliefert.

Die lange Fahrt zu meinem Vater, dann das Treffen mit Freunden, die in meiner Abwesenheit auf Herbie aufpassen – kleine Inseln inmitten eines Tages, der längst Kraft gefordert hat, noch bevor er richtig begonnen hatte.

Am Flughafen – zwischen Nostalgie und Nervensystem

Ankunft am Flughafen. Zuerst zum FOC – meinem alten „Büro“, meinem vertrauten Ort aus einem anderen Leben. Herbie abgeben, ein kurzer Plausch mit Freunden, die mir in diesen Momenten Halt geben.

Dann weiter zum Airport. Endlich da. Noch ein kurzer Spaziergang über den wunderbar weihnachtlich geschmückten Christkindlmarkt, dann Gepäck abgeben, Atemzüge sammeln, und vor allem: in Ruhe durch die Sicherheitskontrolle – meiner Angst zuliebe.

Jetzt sitze ich am Gate L26. Die ersten Durchsagen der Dame am Gate laufen über die Lautsprecher, und ich spüre, wie mein Herz im Takt der Worte schneller schlägt. Obwohl ich schon seit längerer Zeit nicht mehr fliege und offiziell fluguntauglich bin, bleibt es mir bis heute kaum möglich, ohne starke Medikamente ein Flugzeug zu betreten. Ich versuche es immer wieder – ausgerechnet ich, der so viele Jahre genau hier zu Hause war. Fliegen war einmal ein großer Teil meines Lebens. Es gab Zeiten, in denen ich es nicht nur geliebt habe, sondern darin aufgegangen bin. Zeiten, in denen ein Gate kein Trigger war, sondern ein Versprechen.

Jetzt schaue ich ständig auf die Uhr. Noch dreißig Minuten. Noch fünfzehn. Noch zehn. Mit jedem Schritt Richtung Boarding steigt die Nervosität. Eigentlich müsste ich mich freuen – auf Thailand, auf das Licht, die Wärme. Ich rede mir gut zu. Doch Zweifel ziehen durch meinen Kopf, manchmal sogar der Impuls, umzudrehen.

Das ist mein innerer Dialog:
Auf der einen Seite die Angst, die mich festhält.
Auf der anderen Seite dieser kleine, trotzige Funke, der sagt: „Mach weiter. Geh trotzdem.“
Zwischen beiden gehe ich los. Heute wieder. Heute besonders.

Im Flugzeug – Kälte, Kinder und kleine Erkenntnisse

Im Flugzeug angekommen, trifft mich zuerst die schiere Anzahl an Menschen. Ein Raum voller Stimmen, Bewegungen, Gerüche – etwas, das ich früher nie wahrgenommen habe, weil ich mittendrin gearbeitet habe. Heute bin ich einfach nur Passagier. Zum Glück sitze ich am Fenster, und der mittlere Sitz bleibt frei. Ein kleines Geschenk, das mir den Start erleichtert.

Und dann wieder diese ewige Diskussion um die Temperaturen. Früher, als Flugbegleiter, konnte ich die Beschwerden vieler Gäste nie ganz nachvollziehen – man war ja immer in Bewegung. Heute sitzend merke ich: Es ist wirklich unangenehm kalt. Nicht frisch. Nicht kühl. Kalt wie eine Gefriertruhe. Mehrfach bitte ich darum, die Temperatur leicht anzupassen. Die Reaktion ist verhalten. Ein Hauch Gleichgültigkeit, vielleicht ein bisschen Arroganz. Und plötzlich verstehe ich die Gäste von früher so viel besser.

Natürlich sind nicht alle so. Es gibt so viele freundliche, motivierte Kollegen über den Wolken. Man darf nie alle über einen Kamm scheren. Es ist immer der Moment, die Crew, genau dieser Flug.

Schlafen konnte ich kaum. Vor mir zwei kleine Kinder, die den gesamten Flug als Dauerspielplatz nutzten. Aber gut – so ist das Leben über den Wolken: laut, lebendig, unvorhersehbar.

Bangkok – zwischen Erschöpfung und Ankommen

Als ich endlich in Bangkok aus dem Flugzeug steige, spüre ich diesen kurzen Moment der Erleichterung. Ein Augenblick, in dem alles möglich scheint. Ich freue mich. Ich hoffe. Ich atme.

Doch mein Körper zeigt mir schnell, dass die Kälte im Flieger keine gute Idee war. Der leichte Schnupfen beim Abflug hat sich nicht gebessert – im Gegenteil. So beginnt mein Aufenthalt in Bangkok nicht mit Streetfood und Tempeln, sondern mit Medikamentensuche und Bettruhe.


Und trotzdem – Bangkok ist für mich so viel mehr als dieser schwache Anfang. Ich möchte in den nächsten Tagen ausführlich darüber schreiben: über die Nächte in dieser Stadt, die zugleich pulsiert und atmet; über das Essen, das einen manchmal überfordert und gleichzeitig umarmt; über die Straßen, die im Chaos ihre eigene Ordnung haben; über die Art, wie Tradition und Moderne hier ineinanderfließen, als wären sie zwei Stimmen im selben Lied. Ich kenne Bangkok aus vielen Jahren gemeinsamer Geschichte – aus Reisen, Rückzugsorten und Momenten, in denen ich mich immer wieder neu sortieren musste. All das möchte ich erzählen. Nur wollte ich zuerst diesen Ankunftsblog festhalten – den Moment, bevor neue Eindrücke alles in Bewegung setzen.

Zum Glück ist es hier einfach, gute Medizin zu bekommen. Und das Wetter hilft. Wärme heilt auf ihre ganz eigene Art.

Heute, am vierten Tag, geht es mir wieder so gut, dass ich schon am Flughafen sitze – bereit für den nächsten Schritt, den nächsten kleinen Mutmoment. Wohin es geht, erzähle ich euch im nächsten Beitrag.

Sawadee krap – euer Dominik.

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